Technik im Redaktionsalltag

Die Produktion von Tages- und Wochenzeitungen – im Print wie Online – findet heute so gut wie ausschließlich am Rechner statt, weshalb dies auch unter dem Stichwort Desktop-Publishing fungiert. Für die verschiedenen Arbeitsschritte gibt es unterschiedliche Softwareanwendungen, oft Browser-basiert, die hier im Folgenden zusammen mit der dafür notwendigen Drucktechnik für die Zeitung vorgestellt werden.

Redaktionssysteme und Projektorganisation

Um die Arbeit der einzelnen Redakteur*innen zu erleichtern, Prozesse zu optimieren und von einer Programm-Oberfläche aus verschiedene Ausspielkanäle (Print, Web, Social Media) bedienen zu können, kommen heute Redaktionssysteme zum Einsatz. Dies sind Software-Applikationen die auch unter dem Begriff Content-Management-System (CMS) fungieren. Das im Alltag bekannteste Beispiel ist WordPress. Für den redaktionellen Einsatz haben sich vor allem Livingdocs (NZZ, …) und Interred (Rheinische Post, BILD, taz, …) durchgesetzt. Weitere wichtige Tools betreffen vor allem die Kommunikation innerhalb der Redaktion sowie die Organisation von Arbeitsabläufen. Weit verbreitet für die interne Kommunikation zwischen Redakteur*innen ist Slack, ein browser-basierter Messengerdienst. Zur Organisation von Abläufen kommt auch Trello zum Einsatz.

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Demo- und Promotionvideo von Livingdocs

Bildrecherche und -auswahl

Für die Recherche und vor allem das Auffinden geeigneter Bilder sind Bildredakteur*innen auf die Hilfe von Datenbanken angewiesen. Auch wenn ein visuelles Gedächtnis ein wichtiger Punkt ist, verläuft doch alles Weitere vor allem über Schlagwortsuchen. Fast alle Bildagenturen verfügen über eigene Bilddatenbanken, die über den Webbrowser aufgerufen werden können. Frei zugänglich im Netz sind etwa die Datenbank von Associated Press, Agence France Press, Getty Images und Reuters. Was sich jedoch durchgesetzt hat, sind Programme wie Picturemaxx, Fotofinder oder Pixways, mit der zeitgleich auf eine Vielzahl von Datenbanken zugegriffen werden kann, was die Bildersuche extrem vereinfacht. Um die Bilder auf dem eigenen Rechner oder im eigenen Netzwerk zu organisieren kommt häufig Adobe Bridge zum Einsatz.

Elektronische Bildverarbeitung

Die Be- und Verarbeitung von Fotografien läuft heute unter dem Stichwort elektronische Bildverarbeitung. Die Besonderheit der digitalen Fotografie ist, dass es sich im Grunde um Daten handelt. Viele Arbeitsschritte, wie etwa der Beschnitt von Bildern, die früher in separaten Programmen wie Photoshop umgesetzt wurden, können heute direkt in den Redaktionssystemen vorgenommen werden. Gleichwohl ist Photoshop immer noch wichtig für die Bearbeitung von Bildern, wobei der Kreativität im redaktionellen Kontext sehr enge Grenzen gesetzt sind. Was erlaubt ist und was nicht, zeigt sehr anschaulich eine Sammlung von Demovideos der World Press Photo Foundation. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Amateurbildern, deren Provenienz oft unklar ist, werden Tools zur Bildforensik immer wichtiger, etwa um zu überprüfen, ob Bilder manipuliert wurden. Dazu gibt es im Netz gratis Tools wie den Image Verification Assistant.

Werden die Fotografien für ein Printprodukt ausgewählt, so muss jedes einzelne Bild nochmal separat aufbereitet werden. Dies hat zum einen damit zu tun, dass im Druckverfahren generell andere Farbräume genutzt werden als in der Kamera und am Bildschirm und zum anderen, dass die Farben der Bilder an das jeweilige Papier angepasst werden müssen. Der Zeitungsdruck ist ein Offsetdruckverfahren wo mit CMYK – Cyan, Magenta, Yellow, Black – gearbeitet wird. Das Zeitungspapier ist meist sehr dünn und hat eine matte Oberfläche, was besondere Anpassungen nötig macht. Dafür gibt es standardisierte ICC-Profile für den Zeitungsdruck. Diese Tätigkeiten laufen auch unter dem Stichwort Repro oder Vorproduktion. Manchmal werden diese von Bildredakteur*innen vorgenommen, manchmal auch von spezialisierten Abteilungen. Die Farbanpassung kann automatisiert geschehen, z.B. direkt im Layoutprogramm InDesign, oder manuell etwa in Photoshop.

Zeitungsdruck

Sofern Medienhäuser noch eine gedruckte Zeitung anbieten, so wird dafür der sogenannte Rollenoffsetdruck genutzt. Das ist ein Druckverfahren, bei dem das Papier von einer Rolle stammt. Als lange Bahn läuft das Papier durch die Druckmaschine, bevor es am Ende im Falzapparat auf das jeweilige Format zugeschnitten und gefalzt wird. Moderne Rollenoffsetmaschinen produzieren bis zu 60.000 Zeitungen pro Stunde. Mussten bis vor wenigen Jahren noch Druckplatten belichtet werden (Computer-To-Plate-Verfahren), gibt es heute schon die Option des Computer-To-Press. Während beim Computer-To-Plate-Verfahren die Platte noch in einem Belichter mit Daten aus dem Computer bebildert werden muß, geschieht dies beim Computer-to-Press-Verfahren direkt in der Druckmaschine.

Der Zeitungsdruck hat eigene Formate, die von den im Alltag bekannten Formaten wie DIN A4 oder DIN A3 abweichen. Die gängigsten Formate sind Berliner Format (315 x 470 mm), Rheinisches Format (350 x 510 mm) sowie Nordisches Format (400 x 570 mm). Kleine Formate fungieren unter dem Begriff Tabloid und sind meist die halbe Größe der Standardformate. Die meisten Zeitungsdruckereien haben sich auf bestimmte Formate spezialisiert. Das Format bezieht sich auf die Einzelseite, nicht auf den Druckbogen oder die gefalzte Version, wie man sie vom Kiosk kennt. Das Zusammenlegen einzelner Seiten, wie es bei den großen Formaten Standard ist, nennt sich Buch oder Bund.

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Werbevideo der Druckerei Konstanz mit gutem Einblick in das Zeitungsdruckverfahren

Text: Felix Koltermann