Projektbeschreibung

Der digitale Zeitungsjournalismus befindet sich in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess. Geprägt ist er von einem stetigen Rückgang der Auflagenzahlen im Printbereich, einer Abwanderung von Leser*innen sowie Inhalten ins Internet sowie einem Konzentrationsprozess auf dem Markt. Teil dieses Wandels ist eine stetig zunehmende Bedeutung von Bildern im Prozess der journalistischen Kommunikation. An dieser Stelle setzt das Forschungsprojekt ‚Wandel bildredaktioneller Praktiken im digitalen Zeitungsjournalismus‘ an. 

Obwohl es in Deutschland eine lange Tradition redaktioneller Forschung gibt, ist bis heute kaum etwas über die Akteur*innen und Strukturen bildbezogenen Handelns in Zeitungsredaktionen sowie deren Bildpraktiken bekannt. Aus diesem Grund nimmt das Forschungsvorhaben bildredaktionelle Strukturen und Tätigkeiten in deutschen Zeitungsredaktionen im Print- und Onlinebereich in den Blick und fragt danach, wie sich innerhalb der Redaktionen auf die Verarbeitung von fotografischen Bildern spezialisierte Organisationen, Programme und Rollen ausgebildet haben.Die Innovativität des Projekts besteht darin, sich Bildredakteur*innen aus einer Kommunikatorperspektive zu nähern. 

Das Forschungshaben ist dabei an der Schnittstelle zwischen Visueller Kommunikationsforschung und Redaktionsforschung angesiedelt. Während mit Hilfe der Visuellen Kommunikationsforschung der Prozess der Bildkommunikation ausdifferenziert und über den Begriff des Bildhandelns die Arbeit am Bild theoretisch erfasst wird, kann mittels der in einem systemtheoretischen Verständnis von Journalismus stehenden Redaktionsforschung über eine Beschreibung von Organisationen, Programmen und Rollen bildbezogenes redaktionelles Handeln theoretisch gerahmt und empirisch beschreibbar gemacht werden. Die Situation auf dem Zeitungsmarkt in Niedersachsen wird aufgrund der publizistischen Vielfalt als prototypisch für den Lokaljournalismus in Deutschland angesehen. Der Vergleich mit der überregionalen Presse hat zum Ziel, die lokale Perspektive durch einen Blick auf andere organisatorische Strukturen anzureichern. 

Das Forschungsvorhaben ist auf drei Jahre angelegt. Kern des Projekts sind insgesamt sechs Redaktionsbeobachtungen, von denen drei bei niedersächsischen Lokalzeitungen und drei bei überregionalen Zeitungen durchgeführt werden sollen. Die je zweiwöchigen Beobachtungsphasen teilen sich in eine einwöchige Beobachtung des Redaktionsalltags sowie eine einwöchige Beobachtung der Arbeitsabläufe eines/r einzelnen Redakteurs/in und werden durch weitere Experten*inneninterviews ergänzt. Geplant ist auch eine Onlinebefragung deutscher Zeitungsverlage über die organisatorische Verfasstheit von Bildredaktionen, um die Ergebnisse der Beobachtung einordnen zu können. Um einen Wissenschafts-Praxis-Transfer zu gewährleisten, werden in Kooperation mit den Arbeitgeber- und Journalist*innenverbände regionale Fachgespräche durchgeführt. Begleitet wird das Projekt von weiteren Aktivitäten zur Wissenschaftskommunikation die auf einem Blog (www.bildredaktionsforschung.de) gebündelt werden.