Die Fotografien, die alltäglich in unseren journalistischen Publikationen erscheinen, sind Teil eines komplexen Bildermarktes, der sich meist jedoch weitgehend im Verborgenen abspielt. Ein wichtiges Forum, wo sich Bildanbieter und Bildkäufer treffen, ist der vom Bundesverband professioneller Bildanbieter organisierte PICTAday, der in diesem Jahr nach zwei Jahren Coronabedingter Pause erneut in Hamburg stattfand. Von seinen Eindrücken auf der Fachmesse für die Bildbranche berichtet Felix Koltermann.
Inmitten der Hamburger Speicherstadt, historisches Aushängeschild der hanseatischen Kaufmannsmetropole, liegt das Maritime Museum. Im dortigen Veranstaltungssaal fand am 28. April 2022 der sogenannte PICTAday statt. Organisiert vom Bundesverband professioneller Bildanbieter, kurz BVPA, ist der PICTAday die einzige in Deutschland stattfindende Fachmesse für die Bilderbranche. In diesem Jahr sind mehr als 30 Aussteller und über 300 Gäste der Einladung des BVPA nach Hamburg gefolgt. Die leicht dunkle und etwas drückende Atmosphäre unter den Dachschrägen des historischen Speichergebäudes wurde durch die hinter großen Flügeltüren liegenden Terrassen wettgemacht, die den weiten Blick auf die Hafenmetropole ermöglichten und vom Fachpublikum rege zur Maskenfreien Sozialisierung und zum Netzwerken genutzt wurden.
Der die Messe veranstaltende Verband BVPA wurde in Berlin im Jahr 1970 als Interessenvertretung deutscher Presse-Bildagenturen und Bildarchive gegründet. Im Jahr 2022 hat der BVPA über 80 Mitglieder und ist laut eigener Aussage „führende Instanz in Deutschland und dem europäischen Raum für alle Fragen rund um visuelle Inhalte“. Darüber hinaus repräsentiert der Verband „die Interessen von Unternehmen, die bildagenturnahe Services anbieten, z.B. technische und juristische Dienstleistungen wie Keywording, Rechteverfolgung und Vertrieb“. Der BVPA ist der Herausgeber der „BILDHONORARE“, die jährlich veröffentlicht werden und eine Übersicht der handelsüblichen Honorare auf dem Bildermarkt darstellen. Sie werden von der Mittelstandsgemeinschaft Fotomarketing (mfm), einem Arbeitskreis des BVPA, erstellt.
Ins Leben gerufen wurde die Bildagentur-Messe unter dem Namen PICTA im Jahr 2003. Mitinitiator Lars Bauernschmitt, damals als Geschäftsführer der Agentur VISUM Vorstandsvorsitzender des Verbandes und heute Professor in Hannover, erzählt, dass dahinter die Frage stand „Warum zum Fotofestival nach Perpignan fahren, wenn wir die Bildredakteure von Merian, Stern, Spiegel und ZEIT auch in Hamburg treffen können“. Damals drängten die Agenturen Corbis und Getty auf den Markt und deutsche Agenturen hätten kein Forum gehabt, um sich zu präsentieren, weil das Internet noch nicht die Bedeutung von heute hatte. Die PICTA wurde bis 2008 als umfassende, mehrtägige Messe veranstaltet und war zeitweise sogar in den großen Deichtorhallen zu Gast. Seit 2010 wird sie als eintägige Veranstaltung in Form des PICTAday fortgeführt, „und hat damit eine heute zeitgemäße Form gefunden“, so Lars Bauernschmitt.
Unter den im Jahr 2022 auf der Messe vertretenen, über 30 Ausstellern finden sich Bildagenturen, historische Bildarchive sowie Unternehmen, die Dienstleitungen für Bildagenturen anbieten. Die Veränderung auf dem Bildermarkt sieht man bezogen auf das Spektrum der Aussteller daran, dass nur noch wenige Bildagenturen zu Gast sind, die schwerpunktmäßig Editorial Content – also journalistische Fotografie – anbieten. Darunter sind etwa die Kölner Fotoagentur laif sowie die Bildnachrichtenagentur epa. Darüber hinaus sind auch Allround-Bildagenturen vertreten, wie Getty Images, Imago oder picture alliance, die Editorial Content als Teil eines umfangreichen Portfolios anbieten. Zunehmend an Bedeutung gewinnen Aussteller, die Dienstleistungen für die Bilderbranche anbieten, wie etwa Picturemaxx oder das Unternehmen Xenario, das die Datenbank Fotoware anbietet.
Mathias Jahn, Geschäftsführer des BVPA, ist zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen PICTAday. „Nach zwei Jahren PMathias Jahn, Geschäftsstellenleiter des BVPA, ist zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen PICTAday. „Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause freut sich die Branche, endlich wieder zusammenkommen zu können“ so Jahn, denn „persönliche Kontakte und intensive Gespräche sind in diesem Business hoch zu gewichten“. Für ihn hat das Veranstaltungskonzept, dass der professionelle Content-Einkauf auf das professionelle Bild- und Footage-Angebot trifft, auch weiterhin große Relevanz. Darin hat ihn das Feedback der Aussteller und Gäste bestärkt. Der nächste PICTAday wird am 27. April 2023 in München stattfinden.
Deutlich sieht man in Hamburg, wie dynamisch die Entwicklungen auf dem Bildermarkt und in der Bildbranche sind und mit welch unterschiedlichen Konzepten einzelne Akteure versuchen, auf dem Markt Bestand zu haben. So konzentriert sich die Kölner Fotografen Agentur laif auf der Messe ganz auf die Präsentation ihrer zum 40-jährigen Agenturjubiläum veranstalteten Ausstellung im Kölner Museum Makk. Die Agentur Panther Media hingegen stellt ein Tool vor, mit dem Bilder auf Basis künstlicher Intelligenz erstellt werden können, was durch den Wegfall realer Personen die Stockfotografie revolutionieren könnte. Trotz positiver Stimmung unter den Gästen und Ausstellern zeigt sich in Hamburg, dass kaum ein Bereich von den Veränderungen auf den Medienmarkt so stark gebeutelt ist, wie die Bilderbranche. Umso mehr bleibt dem BVPA und seinen Mitgliedern zu wünschen, dass das Branchentreffen auch in Zukunft in dieser Form stattfinden kann.
Text: Dr. Felix Koltermann