Fotoreporter nehmen für journalistische Medien die Rolle des professionellen Augenzeugen ein und fertigen visuelle Dokumente dessen an, was sich vor ihrer Kamera abspielt. Dabei sind während des fotografischen Aktes eine ganze Reihe von ethischen Fragestellungen zu klären, die für das fotojournalistische Handeln im Feld – unabhängig von den Bildern und deren Zirkulation – eine wichtige Rolle spielen. Dies macht die Formulierung einer eigenen Fotojournalismusethik sinnvoll, wie ich es in einem Aufsatz für die Zeitschrift TV Diskurs formuliert habe.
„Es war ein Nebensatz während eines Podiumsgesprächs auf dem Medienimpuls der fsf zum Thema „Mächtige Bilder, ohnmächtige Ethik?“ am 7. Dezember 2017 in Berlin, der aufhorchen ließ. Während einer Podiumsdiskussion zum Thema Bildethik äußerte Joachim Herrmann, leitender Bildredakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters in Deutschland, dass für seine Fotografen gilt, erst einmal alles zu fotografieren und dann im zweiten Schritt über bildethische Fragestellungen – vor allem hinsichtlich ihrer Publikationswürdigkeit – zu entscheiden. Problematisch ist hier das nonchalante Übergehen ethischer Fragen beim Fotografieren. Aufschlussreich ist es insofern, als dass hier zwei Bereiche voneinander getrennt werden, die normalerweise zusammen gedacht werden: der Akt des Fotografierens und der Akt des Publizierens. Im folgenden Text soll diese Unterscheidung dazu genutzt werden, unter dem Stichwort fotojournalistische Professionsethik zu diskutieren, welche ethischen Fragestellungen beim fotografischen Akt eine Rolle spielen und wie diese das journalistische Handeln von Fotoreportern bestimmen.“
Erschienen in TV Diskurs 83, 1/2018 22. Jhrg., S. 46-49