Niedersachsen hat einen der größten und diversesten Märkte für Lokalzeitungen in Deutschland. Der lokale Platzhirsch mit der größten Auflage im Bundesland ist die in der Landeshauptstadt Hannover erscheinende Hannoversche Allgemeine Zeitung.
Am 28. Dezember erschien die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) mit einem Umfang von 28 Seiten verteilt auf 4 Bücher. Die Rubriken Blick in die Zeit, Politik und Niedersachsen und der Norden finden sich im ersten Buch. Das zweite Buch ist ausschließlich der Rubrik Hannover gewidmet. Im dritten Buch finden sich Sport sowie Wirtschaft (1 Seite). Das vierte und letzte Buch wird von den Rubriken Kultur & Leben aufgemacht, gefolgt von Sternenhimmel, Medien & Wetter, Fernsehen, Rätsel und Welt im Spiegel. Als Aufmacherthema wählte die Redaktion am ersten Tag nach den Weihnachtsfeiertagen den Start der Corona-Impfungen in Deutschland. Dazu wurde ein Bild des dpa-Fotografen Matthias Bein gewählt, auf dem die 101-jährige Edith Kwoizalla zu sehen ist, die als erste Deutsche geimpft wurde.
Die 1949 gegründete HAZ erscheint in der Madsack Verlagsgesellschaft unter dem Chefredakteur Hendrik Brand (Seit 2013). Sie ging aus dem Hannoverschen Anzeiger und den Hannoverschen Neusten Nachrichten hervor. Die zusammen mit der Schwesterzeitung Neue Presse ausgewiesene Auflage betrug im vierten Quartal 2020 138.651 Exemplare. Die HAZ erscheint seit 2016 im rheinischen Format (37,5×53 cm). Das Grundgerüst der Seiten besteht aus sechs Spalten, wovon nur auf den Titelseiten der Bücher und bei einzelnen Rubriken abgewichen wird, die fünf-spaltig gesetzt sind. Nur ganz dezent kommt die Farbe Blau zur Hervorhebung einzelner typografischer Elemente zum Einsatz. Seit der Schließung des eigenen Druckzentrums wird die HAZ bei der Oppermann Druck- und Verlagsgesellschaft in Rodenberg produziert. Der Einzelverkaufspreis beträgt in der Woche 2,20€. Ein monatliches Print-Abo kostet 48,90€.
Der Bildeinsatz der HAZ ist sehr divers. Es finden sich Bilder unterschiedlicher Größen und Formate sowie verschiedener Quellen. Im Layout selbst stehen die Bilder in großer Konkurrenz zu den großformatigen Werbeanzeigen, die auf fast allen Seiten zu finden sind. Während sich im Politikteil vor allem Bilder von dpa und Getty Images finden, wird im Lokalteil auf Bilder eigener Fotograf*innen zurückgegriffen. Eine weitere Agentur, deren Bildmaterial immer wieder Verwendung findet, ist Imago Images. Weit verbreitet in verschiedenen Rubriken sind die briefmarkengroßen Kopfporträts, mit denen Protagonist*innen von Artikeln oder die Autor*innen von Kommentaren vorgestellt werden. Zumindest dort, wo der Platz es erlaubt, werden auch die Namen der Fotograf*innen genannt, sowie, falls inhaltlich notwendig, der Zusatz Symbolbild oder Archiv platziert.
Hinsichtlich Fotografie und Layout, sind zwei Artikel in der Ausgabe vom 28. Dezember von besonderem Interesse. Dies ist zum einen die Rubrik „Blick in die Zeit“ auf Seite 2 und 3. Dort ist ein über die Falz gezogener Aufmacherartikel über zurückgekehrte Normalität in Wuhan platziert. Hier wird der Versuch sichtbar, das Printprodukt über Hintergrundartikel aufzuwerten. Auch fotografisch ist auffällig, dass verschiedene Szenen aus der Stadt gezeigt werden. Die Art und Weise, wie die Bilder angeordnet werden, erzeugt eher einen Schmuck- als einen Reportageeffekt. Deutlich wird dies am großformatigen Bild aus einer Bar, in das die Überschrift platziert wurde Die weiteren Bilder auf der Seite sind zu kleinteilig, um etwas erkennen zu können. Ebenfalls aufschlussreich ist ein Artikel auf Seite 19 über einen Nordstädter Verein, der Sport an öffentlichen Plätzen beleben will und der mit drei Bildern des Fotografen Nick Neufeld illustriert wird. Während hier über Bild und Text tatsächlich eine Reportageeffekt erzielt wird, irritiert es umso mehr, dass die Menschen auf den Bildern im T-Shirt zu sehen sind. Damit wird klar, dass sie zu einer anderen Jahreszeit aufgenommen wurden. In den Bildunterschriften wurde dies nicht kenntlich gemacht. Insgesamt zeigt sich zwar ein Bemühen, Fotografie bewusst einzusetzen, was jedoch fehlt, ist eine wiedererkennbare, fotografische Identität der HAZ.