Der Bildermarkt ist seit vielen Jahren im Umbruch. Dazu gehört auch, dass immer mehr Unternehmen aber auch Privatleute Bedarf an professionellem Bildmaterial haben. Und damit auch Wissen brauchen, das sie entweder in den eigenen Reihen haben oder sich in Blogs oder auf Instagram aneignen. Die Bildredakteurin Barbara Walter hat für die Gruppe der Einsteiger*innen in diesem Bereich einen Blog „Bildwissen Kompakt“ und einen Instagramkanal @bildwissen ins Leben gerufen. Felix Koltermann sprach mit Ihr über ihre Sicht auf den Bildermarkt, ihren Weg in den Beruf sowie die Idee hinter ihrem Projekt.
FK: Frau Walter, wie haben Sie den beruflichen Einstieg als Bildredakteur*in gefunden?
BW: Ich bin wie viele andere Quereinsteigerin in der Bildbranche. Ich habe Theater-/Film- und Fernsehwissenschaften studiert und hatte immer schon die Affinität zum Medium Fotografie. Nach meinem Abschluss habe ich mich dann nach Jobs umgeschaut und angefangen, in einem Buch- und Zeitschriftenverlag in der Bilddokumentation zu arbeiten. Dort habe ich einige Jahre das Bildarchiv betreut, also sowohl Bilddokumentation als auch Bildrecherche gemacht und viel mit der Zeitschriftenredaktion zusammengearbeitet. Das war damals alles noch analog. Das war die Grundlage für mein Berufsleben. Ich bin dann in weitere Verlage gewechselt, jedoch nicht als Bildredakteurin sondern als Bilddokumentarin. Später bin ich dann mehr in den Bereich Bildredaktion gegangen, wobei sich das meist Bildmanagerin nannte. Die Stellenbezeichnung Bildredakteur*in hat man meistens aus verschiedenen Gründen umgangen. Aber die Aufgaben waren dann eben die typischen Bildredaktionsaufgaben.
Wie herausfordernd war denn für Menschen wie sie, die drei Jahrzehnte im Geschäft sind, der Wechsel vom analogen zum digitalen Arbeiten?
Das war eine sehr große Herausforderung. Bei meiner ersten Stelle war es so, dass letztlich der ganze Bildbereich aufgelöst wurde, als der Umstieg auf das Digitale kam. Es gab damals zwar schon Computer, aber das Internet war völlig neu. Damit wurden dann sehr viele Jobs überflüssig, in meinem Verlag unter anderem auch der ganze Bereich Bildarchivierung. Das ging in vielen Verlagen so. Ich habe mich dann umgeschaut und einen neuen Job bei einem Verlag aus dem Medizinbereich gefunden. Die wollten voll in das Digitale einsteigen. Dort hatte ich dann die Möglichkeit, ein digitales Bildarchiv aufzubauen. Das war für mich eine tolle Herausforderung, weil ich in meinem vorherigen Job noch nicht mal einen eigenen Computer hatte. Ich musste mich in alles neu einarbeiten. Mein Vorteil im Bildbereich ist, dass ich da so mitgewachsen bin und von Beginn an mitbekommen habe, wie die Bildagenturen sich online präsentiert haben. Das digitale Arbeiten war eine große Umstellung, aber auch sehr spannend, weil es viele neue Möglichkeiten eröffnet hat, wie etwa die Internetrecherche. Nur Arbeitsplatztechnisch hatte es viele Nachteile, weil eben überall Stellen abgebaut wurden.
Sie haben im vergangenen Jahr den Blog „Bildwissen Kompakt“ und dazu den Instagram-Kanal @bildwissen gegründet. Was war die Idee dahinter?
Es gab verschiedene Gründe, die mich dahin geführt haben. Ursprünglich war es so, dass ich bei meiner Arbeit für den Verlag, für den ich bis heute tätig bin, oft Artikel über bildbezogene Themen wie Bildrecht oder Bildsprache im Intranet geschrieben habe. Das war um die Kolleg*innen zu informieren. Auch interne Schulungen habe ich zu diesen Themen gegeben. Da habe ich gemerkt, dass mir das viel Spaß macht und ich das ausbauen will. Mein Ziel wäre so eine Art Kompaktkurs „Bild“ anzubieten für Leute, die nicht so viel Ahnung von Bildrecht haben. Also nicht die erfahrenen Bildredakteur*innen, sondern Leute, die sich auf Social Media tummeln und Bilder meist relativ sorglos verwenden. Im Zuge der Corona-Krise hatte ich plötzlich mehr Zeit. Das habe ich zum Anlass genommen und diesen Blog bzw. diese Website aufgesetzt. Den Instagram-Kanal habe ich eigentlich eher nebenher gegründet. Jetzt hat aber Instagram eine Eigendynamik entwickelt und ein immer stärkeres Gewicht bekommen.
Wie viel Zeit investieren Sie für in Ihren Instagram-Kanal?
Viel Zeit, weil ich das gerade aufbaue. Ich habe diesen Kanal erst seit Februar oder März 2021. Vorher kannte ich mich gar nicht mit Grafik usw. aus und musste mir das alles aneignen und experimentiere da auch viel. Am Anfang hatte ich gar nicht den Anspruch von Professionalität und das eher als ein Hobby gesehen. Jetzt hat das eine etwas andere Richtung genommen und es wird immer professioneller, auch wegen der vielen Anfragen, die ich bekomme. So 10 Stunden in der Woche investiere ich bestimmt in den Kanal. Jetzt merke ich, dass ich das eigentlich neben meinem Job gar nicht leisten kann. Deswegen versuche ich das etwas zu standardisieren. Aber die Inhalte müssen ja trotzdem irgendwo herkommen.
Mal ganz ehrlich: All die Arbeit für 300 Follower, lohnt sich das?
Das ist die große Frage. Allerdings sind 300 Follower, die ich in den 10 Monaten gewonnen habe, für ein solches Nischenthema nicht wenig. Es kommt da nicht immer auf die Masse, sondern auch auf die Qualität der Follower an. Ich habe das jetzt all die Monate gemacht, weil es mir total Spaß macht und ich über das Wissen verfüge und mir den Content nicht mühsam zusammenkratzen muss. Wobei der natürlich noch aufbereitet werden muss. Aber ob sich das lohnt? Ich bin gerade dabei mir zu überlegen, was mir das bringen soll. Mein Ziel ist, vorsichtig formuliert, dass ich mir damit ein zweites Standbein aufbaue, also etwa Beratung oder ein Kompaktseminar anbiete. Das muss ich natürlich mit meinem Beruflichen vereinbaren. Da bin ich jetzt gerade dabei zu schauen, inwieweit das möglich wäre. Interessanterweise habe ich tatsächlich schon Anfragen ganz ohne Akquise erhalten von Leuten, die was mit Fotografie machen und fragen „Kannst du mich da und da beraten?“. Das zeigt mir, dass da Bedarf ist.
Auf Ihrer Website nutzen Sie vor allem Stockfotografie? Ist genau diese Bildsprache nicht das Problem, weil sie völlig beliebig ist?
Ja ich nutze Stockfotografie. Bei mir das jedoch eher eine Budgetfrage. Als ich die Website geplant habe, habe ich als erstes überlegt, wie ich sie bebildern möchte, weil das ja auch mein tägliches Brot ist. Selbst im Job war es oft ein Riesenproblem, gute Fotos zu finden, weil auch da das Budget immer total klein war. Im redaktionellen Alltag und auch auf meinem Blog geht es ja vor allem um Themen wie Recht, Bildsprache, Streetfotografie usw. Da ist es echt schwer, wirklich originelle Bilder zu finden, die nicht jeder hat. Und es ist natürlich auch eine Geldfrage. Ich habe mich dann für die Agentur Istock entschieden, weil die unter den Stockbildagenturen noch ganz nette Bilder haben. Aber ja, es ist ein schwieriges Thema. Grundsätzlich empfinde ich die Stockfotografie als nicht mehr so schlimm wie früher. Sie ist viel besser geworden. Sie zu nutzen ist einfach Alltag geworden. Bei Instagram experimentiere ich aber auch mit Illustrationen. Ich finde, die sieht man selten und es ist ein bisschen was anders und nicht ganz so klischeehaft. Das fand ich einen guten Kompromiss.
Welche Veränderungen beobachten Sie auf dem Bildermarkt?
Spannend finde ich, dass dieses Bildgeschäft lange ein reines Profigeschäft war. Früher war das wirklich eher ein exklusiver Club von Leuten, die Bilder ausgesucht haben. Die Situation heute, dass alle da mitmachen können, ist wirklich eine Revolution. Ob das jetzt gut ist oder schlecht, ist eine andere Frage und hat natürlich Vor- und Nachteile. Aber Bildgeschäft ist heute natürlich längst bei Instagram und Social Media und damit bei den Massen angekommen. Das finde ich sehr spannend, aber das ist eben auch ein Konflikt. Diese Leute sehe ich auch ein bisschen als meine Zielgruppe.
Frau Walter, vielen Dank für das Gespräch.
Barbara Walter hat Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Geschichte in Köln studiert. Von 1991 bis 2021 ist sie in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen im Bereich Bilddokumentation und Bildredaktion tätig gewesen. Seit 2021 betreibt sie den Instagram-Account @bildwissen sowie den Blog www.bildwissen-kompakt.de.
Quelle: Privat