Im Sammelband „Vernetzte Bilder. Visuelle Kommunikation in Sozialen Medien“ aus dem Herbert von Halem Verlag, herausgegeben von Cornelia Brantner, Gerit Götzenbrucker, Katharina Lobinger und Maria Schreiber, ist kürzlich der Aufsatz „Astro-Alex auf dem Weg zur ISS: Kontextwandel bildjournalistischer Kommunikation im digitalen Journalismus“erschienen, den ich zusammen mit meiner Kollegin Dr. Heike Kanter geschrieben habe. Wir setzen uns dort mit der Frage auseinander, wie journalistische Bilder in sozialen Medien kontextualisiert werden.
„Die Verbindung von Foto und Text ist ein Grundmerkmal der Verwendung fotojournalistischer Bilder. In publizistischen Produkten ergänzen visuelle und sprachliche Elemente einander durch ihre je spezifischen kommunikativen Potenziale. Die digitale, non-lineare Kommunikationsstruktur, in der journalistische Bilder heute eingebettet sind, hat zur Folge, dass es neben dem Webseitenartikel eine größere Anzahl an Bild-Text-Variationen auf den verschiedenen Plattformen geben kann. Unter multimodaler Perspektive wird somit das visuelle Framing der Bilder in den Blick genommen. Anhand der Analyse unterschiedlicher Kontextualisierungen des gleichen Bildes mit dem gleichen Ereignisbezug haben die Autor*innen untersucht, ob bzw. wie sich der Sinn der über Bild und Text vermittelten Botschaft ändert. Dafür greifen sie auf das dreistufige Verfahren von Schreiber und Kramer zurück, das die technischen Rahmenbedingungen ebenso berücksichtigt wie die inhaltliche sowie grafisch-funktionale Ebene der Text-Bild-Kombinationen. Konkret ging es um einen Spiegel Online-Artikel sowie davon ausgehender plattformspezifischer Varianten auf Facebook und Instagram über den Weltraumflug des deutschen Astronauten Alexander Gerst zur ISS im Sommer 2018. Während auf der Webseite das analysierte Bild Teil einer textlich gerahmten Nachricht ist, nimmt bei den digitalen Angeboten auf den Plattformen die Funktion des Journalistischen, nämlich die Berichterstattung über das Ereignis mittels der Fotografie, ab. So überwiegt bei Instagram eine andere Funktion des Bildlichen, nämlich diejenige, Aufmerksamkeit zu generieren. Insofern gibt es heutzutage nicht mehr nur das eine journalistische Produkt, sondern plattformspezifische Angebote für verschiedene Publika, in denen die Grenzen zwischen massenmedialem, institutionalisiertem Kommunizieren und den auf Community- bzw. individuelle Perspektiven ausgerichteten Plattformen zusehends verschwimmen.“ (Abstract)