Blattkritik 6 „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“
vom 9. August 2020

Der deutsche Markt der überregionalen Sonntagszeitungen ist überschaubar. Von den drei Anbietern ist die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung neben der Welt am Sonntag und der Bild am Sonntag die Sonntagszeitung mit der kleinsten Reichweite.

Die Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) vom 9. August 2020 erschien mit einem Umfang von 56 Seiten verteilt auf 8 Bücher. Politik und Meinung finden sich im ersten Buch, Leben sowie Leib&Seele im zweiten Buch. Dann folgen Wirtschaft (3. Buch), Geld&Leben und Sport (4. Buch), Feuilleton und Medien (5. Buch), Technik&Motor und Beruf&Chance (6. Buch), Reise und Wohnen (7. Buch) sowie Wissenschaft (8. Buch). Im Vergleich zu den wochentags erscheinenden Zeitungen ist der größere Umfang und der reduziertere Politikteil hervorzuheben. Als Aufmacher fungierte am 9.8. eine querformatige, farbige Illustration von Mart Klein und Miriam Migliazzi, die Schulkinder mit Masken vor blauem Hintergrund zeigt. Der Titel „Lernen in Zeiten der Seuche“ verweist auf einen Artikel in der Rubrik Leben auf Seite 11.

Die seit 2001 erscheinende FAS hatte im ersten Quartal 2020 laut IVW eine Verbreitung von 235.886 Exemplaren. Sie wird von der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH verlegt, die im mehrheitlichen Besitz der FAZIT-Stiftung ist und auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) herausgibt. Das Layout der FAS orientiert sich an der FAZ etwa hinsichtlich Format (Nordisches Format), der Schriftart, dem sechs-spaltigen Grundraster sowie des Logos „Frankfurter Allgemeine“. Durch eine größere Kopfzeile, ein rotes F als FAS Logo, mehr Bilder und Farbeinsatz hebt sich die FAS jedoch vom klassischen FAZ Layout ab und wirkt dadurch moderner. Die Rubriknamen erscheinen in Grau und vereinzelt wird mit roten Hervorhebungen gearbeitet. Gedruckt wird die FAS bei der Frankfurter Societäts-Druckerei. Der Einzelverkaufspreis beträgt 4,50 Euro der monatliche Abopreis 18,90 Euro. Als Art-Direktor fungiert Holger Windfuhr, die Bildredaktion liegt bei Andreas Kuther und Claus Eckert.

Der Bildeinsatz der FAS spiegelt den selbstgesetzten feuilletonistischen Anspruch des Blattes wieder. So finden sich gut wie keine klassischen Nachrichtenbilder. Stattdessen wird eher abstrakt und durchaus ungewöhnlich illustriert. Einen Artikel über die Welt der Corona-Querdenker im Politikteil auf Seite 7 illustrieren freigestellte und von Lucas Bäuml fotografierte Aluhüte. Screenshots begleiten einen Artikel auf Seite 2 zur Bildpraxis einiger Bundestagsabgeordneten auf Instagram während des Sommerurlaubs. In Rubriken wie Leben dominieren hingegen Stockfotografien von Agenturen wie Plainpicture, Shutterstock oder Vario Images. Auffallend ist auch die prominente Nutzung eines PR-Bildes der Automarke AUDI, das den Vorstandsvorsitzenden der Automarke zeigt, und vierspaltig ein Interview mit dem Konzernchef illustriert. Das Bild lässt sich für Pressezwecke honorarfrei von der Webseite des Autobauers herunterladen.

Besonders eindrücklich zeigt sich der sehr moderne und eher magazinige Stil der Bildverwendung an einer Doppelseite in der Rubrik Wissenschaft. Dort wird ein Artikel über das historische und von Umwelteinflüssen bedrohte Relief auf der historischen Trajansäule in Rom mit drei fotografischen Reproduktionen des Reliefs illustriert, die quer über die Doppelseite laufen und diese fast vollständig einnehmen. Technisch möglich ist dies, weil es sich hier um die Mitte eines Druckbogens handelt und dort die Option des Panoramadrucks besteht, so dass in der Falz kein Satzspiegel zu berücksichtigen ist. Gestalterisch erlaubt dies – wie hier zu sehen –  große Bildtableaus, was jedoch im Zeitungsalltag in der Regel eher selten genutzt wird. So zeigt sich abschließend, dass die FAS gestalterisch den Anspruch eines modernen Zeitungsdesigns pflegt.