Blattkritik 1 „Neues Deutschland“ vom 12.12.2019

Die in Berlin erscheinende „Neues Deutschland“ ist die einzige deutsche Tageszeitung, die sich als sozialistisch betitelt. Das ehemalige Zentralorgan der SED ist die auflagenschwächste überregionale Zeitung und darüber hinaus auf dem stark umkämpften Berliner Regionalzeitungsmarkt aktiv.

Übersicht über die Ausgabe des ND vom 12. Dezember 2019

Die Ausgabe des ND vom 12. Dezember 2019 umfasst 16 Seiten, die auf vier Bücher verteilt sind. Das erste und das letzte Buch haben jeweils sechs Seiten. Das erste Buch umfasst den Politikteil, das zweite die Rubriken Wirtschaft, Soziales, Umwelt, Schwerpunktthema und Meinung, das dritte Buch Feuilleton und Sport und das letzte Hauptstadtregion, Länder, Dokumentation und Bücher. Vierfarbig gedruckt sind beim ND in der Regel nur die äußeren Seiten der einzelnen Bücher. Die inneren Seiten kommen in Schwarz/Weiß oder mit der Sonderfarbe Grün. Die Hausfarbe Grün wird genutzt, um etwa neue Rubriken auf den Titeln einzelner Bücher einzuleiten, die dann auch von einem grünen Balken unterlegt sind. Ansonsten wird Grün nur als Akzent auf der Titelseite verwendet für die Rubriken Standpunkt und Unten Links.

Das Layout des ND fußt auf einem sechsspaltigen Raster. Längere Artikel finden sich meist in den vier mittleren Spalten, während die äußeren Spalten für kürzere Textformate genutzt werden. Das Layout wirkt aufgeräumt und immer mal wieder wird auch Weißraum genutzt, entweder am Rand um ganzseitige Artikel abzusetzen, oder um Raum für Zitate zu schaffen, wie auf Seite 16. Der Bildeinsatz ist grundsätzlich sehr sparsam. Meist wird mit einem großformatigen Bild gearbeitet, dass sich auf bis zu vier Spalten ausdehnt. Am 12. Dezember fanden sich nur auf der Sport- und der Meinungsseite jeweils drei Bilder. Als Bildquelle überwiegen dpa und Imago. Die Zeitung kommt fast völlig ohne Werbung aus. Die platzierten Anzeigen sind so klein und unscheinbar, dass sie kaum ins Gewicht fallen. Das ND erscheint im sogenannten Rheinischen Format (33×47,5 cm). Gedruckt wird sie bei der Eversfrank GmbH in Berlin.

Der letzte große Relaunch des Erscheinungsbildes ging am 1. Oktober 2011 über die Bühne. Damals führte das nd die Schreibweise des Eigennamens in Kleinbuchstaben ein. Das Design und der Kopf wurden völlig überarbeitet. Im Oktober 2018 wurde die Wochenendausgabe zum ersten Mal im neuen Format „nd. DIE WOCHE“ ausgegeben. Sie ist seitdem konsequent in Richtung Magazin gestaltet. Das Kürzel „nd“ fand auch im Header der Wochenausgabe Einzug, wo sich jetzt links neben der Wortmarke „nd DER TAG“ findet. Parallel zur Printausgabe wird auch eine Epub Variante vertrieben. Die Online-Artikel stehen zum Teil hinter einer freiwilligen Bezahlschranke. Mit ndPlus gibt es einen kleinen Teil von Texten nur für Abonnent*innen. 

Das ND bezeichnet sich als linke überregionale Tageszeitung, hat jedoch ausserhalb des Stammsitzes in Berlin nur in den ostdeutschen Bundesländern noch eine nennenswerte Leserschaft. Im dritten Quartal 2019 hatte das ND laut IVW eine Verbreitung von 20.094 Exemplaren. Die geringe Auflage ist Existenzbedrohend und verweist auf die große Konkurrenz mit den anderen Tageszeitungen im linken Lager wie taz, Junge Welt und Jungle World. Das ND ist im Besitz der Neues Deutschland Druckerei und Verlags GmbH und gehört zu gehört zu je 50 Prozent der Communio Beteiligungsgenossenschaft eG sowie der der Föderativen Verlags-, Consulting- und Handelsgesellschaft mbH (FEVAC) treuhänderisch für die Partei DIE LINKE. Zwischen 1989 und 2007 war die Zeitung in Besitz der PDS, die das 1946 gegründete Blatt von der SED übernahm.

In der Ausgabe vom 12. Dezember 2019 ist aus der Perspektive des journalistischen Umgangs mit Bildern vor allem die Titelseite sehr interessant. Unter der Überschrift „Boris First“ mit dem Untertitel „Premier Johnson setzt zur Wahl nur auf den Brexit, Labour auf alle anderen Themen“ ist ein querformatiges Bild platziert das Boris Johnson zeigt. Er läuft von der rechten Seite ins Bild und blickt Richtung Kamera. Auf dem monochromen Hintergrund ist links oben „Leave“ zu lesen und Johnsons Kopf als Schatten an der Wand zu sehen. Das Bild und der darunterstehende Text sind ein Teaser für den Schwerpunkt auf den Seiten 2 und 3 zur Wahl am 12.12.2019. Das Bild verfügt über keine Bildunterschrift. Als Credit ist dpa/Mary Turner angegeben. Wie eine Recherche ergab, stammt das Bild vom 24. Juni 2016 und wurde über verschiedene Agenturen, darunter auch AP vertrieben. Es entstand am Rande einer Pressekonferenz Johnsons im Brexit Headquarter während der Leave Kampagne. Aufgrund der Wahl im Dezember 2019 wurde es in Deutschland erneut von der dpa vertrieben, weshalb es einige Regionalzeitungen für ihre Bildberichterstattung verwendeten. Das ND verzichtete darauf, den Entstehungskontext aus dem Jahr 2016 zu benennen. 

https://www.neues-deutschland.de